Dieser interessante Artikel über die Geschichte Arsbecks entstammt der Festschrift zur 650 Jahr Feier. Wir geben ihn hier digitalisiert, aber in der damals üblichen Schreibweise wieder.
Das Gebiet um Arsbeck war schon mehr als tausend Jahre vor Christi Geburt von Menschen besiedelt. Im Jahre 1925 wurden in der Knipperheide - zwischen Rosenthal und Arsbeck-Rödgen - in einem Gräberfeld 14 Urnen aus der Hallstattzeit (1200-600 v. Chr.) gefunden, die sich im Museum in Leiden befinden. Etwa 400-500 Meter westlich der Dalheimer Mühle befindet sich ebenfalls ein Gräberfeld aus der Zeit 300-200 v. Chr. Funde an der Karbahn und am Schaagbach beweisen, dass auch römische Siedlungen hier bestanden. Arsbeck liegt auf der Kreuzung zweier Römerstraßen; von Bleriacum (Blerick) und Jülich und von Mederiacum (St. Pietersberg-Odilienberg) nach Neuss, etwa in der Mitte des Höhenzuges, den die Geologen den Wassenberg – Brüggener Horst nennen.
Der Name Arsbeck ist erst seit Mitte des 16. Jahrhunderts gebräuchlich. Bis dahin hieß dies Kirspel Orsbeck und war unter den Herren von Orsbeck eine zwischen den Herzogtümern Jülich und Geldern liegende, unabhängige, freie Herrschaft. Schon seit 1494 an den Herzog von Jülich verpfändet, ging sie 1561 in seinen Besitz über. Zur Unterscheidung mit dem ebenfalls zu Jülich gehörenden Orsbeck an der Rur änderte er den Namen in Arsbeck.
Die Bedeutung des Namens ist in Bezug auf das Grundwort ,,beck” (Beak) klar. In dem Bestimmungswort sieht Cramer, einer der besten Ortsnamenforscher der Gegenwart, sowohl in Orsbeck als auch in Arsbeck das keltische ,,ar” – fließendes Wasser.
Die Gründungszeit von Arsbeck ist anhand von Urkunden nicht nachzuweisen. Es gibt jedoch ziemlich sichere Anhaltspunkte dafür, dass es zwischen 700 und 800 schon bestand. Nach vielen Misserfolgen gewann das Christentum im Rur-Maastal um das Jahr 700 nachhaltigen Einfluss. Pippin der II. war seit der siegreichen Schlacht von Tertry unbestrittener Leiter des gesamten Frankenreiches. Der Majordomus hielt sich oft auf seinen Gütern in Maastricht auf. Pippins Gemahlin Plektrudis kaufte 698 die Güter des Haderich und Alberich zu Süsteren, gründete dort eine Kirche mit Kloster und schenkte beides dem iroschottischen Mönch Witlibrord, der mit zwölf anderen Missionaren gekommen war, den Heiden das Evangelium zu predigen. Um die gleiche Zeit wurde der hl. Lambertus, dessen Familie zu den edelsten des Landes gehörte, Bischof in seiner Vaterstadt Maastricht.
Dass dies für die Ausbreitung des christlichen Glaubens in hiesiger Gegend von großer Bedeutung war, steht außer Zweifel. Es ist durch Funde nachgewiesen, dass der St. Pietersberg (der jetzige Kirchhügel von Odilienberg), der Birgelener Hügel und auch der Aldeberg früher Opferstätten der dort ansässigen Herren waren. Dass die Birgelener Kirche aus Wiros Zeit stammt, schrieb schon Pfarrer Dassen aus Arsbeck (+1674). Auf ihn ist der Name Dassenberg zurückzuführen. Die Umwandlung des Birgelner Hügels in eine christliche Kultstätte kann die des Aldeberges nicht viel später gefolgt sein.
Es ist gewiß kein Zufall, wenn wir mit dem Schutzpatron der Birgelener Kirche, dem hl. Lambertus (+um 700) und der Schutzpatronin der Arsbecker Kirche, der hl. Adelgundis (684 oder 68), zwei Heilige aus edelstem Geschlecht finden. Die Burg der Herren von Orsbeck wird in späteren Urkunden auch Aldeborg genannt. Man glaubt, dass der Aldeberg früher Aldegundisberg genannt wurde.
Es kann als sicher gelten, dass die Christianisierung des Ortes vom Aldeberg ausging. Das Plateau des Aldeberges war nicht so groß, dass auf ihm eine Kirche errichtet werden konnte. Zweifellos hat dort auch zunächst nur eine Burgkapelle gestanden. Als das Gotteshaus einen größeren Umfang haben musste, wird seine Verlegung in den Ort erfolgt sein. Die im 16. Jahrhundert für den Aldeberg in Urkunden gebrauchte Bezeichnung ,,hylige Struk” deutet ebenso daraufhin, dass dort die Arsbecker Erstkirche stand, wie die Tatsache, dass bis ins 20. Jahrhundert hinein in Arsbeck die Nachbarschaft noch betend zum Aldeberg zieht, wenn jemand auf Leben und Tod erkrankt.
Urkundlich treten die Herren von Orsbeck erstmals im Jahre 1118 auf. Erst um das Jahr 1100 wurde es Brauch, dass der Besitzer einer Herrschaft auch deren Namen führte. Ein Herr von Orsbeck war Gründer des Kollegialstiftes in Wassenberg und überwies dem Stift im Jahre 1118 einige Kirchen mit ihren Einkünften, unter anderen auch die Kirche von Wildenrath die damit ebenfalls erstmals urkundlich erwähnt wird.
Während die Aldeborg offensichtlich der Stammhof derer von Orsbeck war, haben die Herren von Helpenstein dieses Gut nur zeitweise besessen. Ein Friedrich von Helpenstein nennt sich 1334 auch Herr von Orsbeck. Die Herren von Helpenstein hatten ihren Stammsitz zu Helpenstein an der Echt im kölnischen Amte Hülchrath. Sie besaßen auch Güter in Ornagen bei Harff, Hockstein bei Rheydt und in Steinkirchen. Heinrich von Helpenstein verkaufte 1231 den adeligen Cisterzienserinnen in Ophoven 450 Morgen Gelände in Dalheim, worauf später das dortige Kloster errichtet wurde. 1358 ging die Herrschaft an den Gemahl der Aleydis von Helpenstein, Johann von Lynepe, über. Dessen Nachkommen besaßen die Herrschaft bis 1560. Das Gebiet der Herren von Arsbeck-Rödgen, wie sich die Helpensteiner zeitweise auch nannten, wird im Jahre 1410 wie folgt abgegrenzt:
"Berg von Elpenstein – Lentberg - St. Petersholz, von da über den Altar der Kirche in Wildenrath, up gen heese die Kule – Scherpenberg - Scheiffelsberg up de platten Stehen, VIoit bis Ruytgen-hylgen Struck-Feld und Acker tüschen Meinweg und Petersholt nach Elpenstein - wat hyr binnen geschyt dar soll eyn herr van Elpenstein richten“.
156o ging die Herrschaft an Wilhelm von Vlodrop und 1561 an den Herzog von Jülich über. Das Geschlecht der Helpensteiner war um 1450 erloschen. Seine Mitglieder kamen wegen Ausplünderung von Kaufleuten wiederholt mit dem Landfrieden in Konflikt. Ihr Besitz wurde beschlagnahmt und ihre Burgen zerstört.
Rückschlüsse auf die Zeit vor dem Jahre 1ooo v. Chr. in Bezug auf Arsbeck bieten uns auch Urkunden über den Meinwegwald. An dieser uralten Holzmark von 1o ooo Morgen waren 14 Kirspel beteiligt: Wassenberg, Steinkirchen, Ophoven, Birgelen, Karken, Roermond, Melick, Herkenbosch, Vlodrop, Maasniel, Ober- und Niederkrüchten, Herten und Arsbeck. Diese Kirspel gehörten verschiedenen Dekanaten an. Das spricht dafür, dass die Holzmark schon vor der Dekanatseinteilung im Jahre 966 bestand. Herten, das noch mit zur Holzmark gehörte, wurde nach einer Schenkungsurkunde im Jahre 968 von Gelerga, der Tochter Heinrich des Finklers, an die Remigius Abtei verschenkt. Auch das spricht für einen Bestand der Holzmark vor 968 und damit für den Bestand Arsbecks vor dieser Zeit. Die Markordnung des Meinwegwaldes von 1633 im Archiv des Rathauses zu Niederkrüchten beruft sich auf die Herrschaft Wassenberg (1020-1131).
Über die Gründung der St. Adelgundis Bruderschaft ist folgendes bekannt: Im Herzogtum Jülich wurde schon vor 1333 regelmäßig Schatz erhoben. Dies geht aus einer Beschwerde hervor, in der ein schatzfreier Hof in Waldniel sich über seine Heranziehung zum Schatz beklagt. Als im Jahre 1350 der Herr der damals noch unabhängigen Herrschaft Arsbeck-Rödgen, der seine Wohnung außerhalb, wahrscheinlich in Cöln, hatte, ebenfalls eine Abgabe forderte, stellten die Schöffen ein Verzeichnis all dessen auf, was die Einwohner in den letzten 3 Jahren zu Nutz und Frommen des Kirspel hatten leisten müssen. Sie klagten dabei, dass sie trotzdem noch keine Sicherheit gehabt hätten. 1353 gründeten sie deshalb die St. Adelgundis-Bruderschaft, 1664, so wird von ihr geschrieben, wäre sie bei eingeschlichen unwirten Zeiten vergangen, dass nit ein einziger davon übrig. (Germ. Jahrbuch 1941, Schatz und Bede, Binterim und Mooren codex ll S. 162).
Die Gründung der St. Adelgundis Bruderschaft wurde also dadurch veranlasst, dass die öffentliche Sicherheit durch die Herren von Arsbeck nicht mehr gewährleistet war. Man bildete einen Selbstschutz, eine Bürgerwehr, um Familie, Hab und Gut vor Raub und Plünderung, Brandschatzung und Schlimmerem zu behüten. Leider ist das Verständnis dafür heute vielfach verlorengegangen, was die Bruderschaften damals im öffentlichen Leben bedeuteten. Der Aufzug der Schützen, der Vogelschuß, die Wache am Haus des Schützenkönigs, die Teilnahme von Offizieren der Bruderschaft an der Fronleichnamsprozession, das Abholen von Pfarrer und Bürgermeister werden meist nur als Brauchtumspflege und Unterhaltung angesehen. Man sieht in den Aufzügen nicht mehr die bewusste Erinnerung an die Zeit, als der Vogelschuß für den Schützenbruder pflichtmäßige Ausbildung mit der Waffe war, das Wachen auf den Landstraßen und den Ortseingängen blutiger Ernst, die Begleitung des Priesters mit dem Allerheiligsten auf Versehgängen nicht selten Einsatz des Lebens bedeutete. Daher bestand auch zwischen ihr und der kirchlichen und weltlichen Obrigkeit eine so enge Verbundenheit, wie sie das Abholen von Pfarrer und Bürgermeister zu ihren Festaufzügen ausdrückt. Die Bruderschaft war Mittelpunkt des öffentlichen Lebens. Bruderschaftsmitglieder konnten nur tüchtige, wehrhafte und ehrliche Männer werden. Nur solchen konnte man die Sicherheit von Leben und Gut der Ortseinwohner anvertrauen, und nur von solchen konnte man erwarten, dass sie auch in Ruhr- und Pestzeiten harte Pflichten, wie die Beerdigung oder die Verbrennung von an Seuche Verstorbenen übernehmen würden, um die Überlebenden vor Ansteckung zu schützen.
Und wenn heute noch der Brauch besteht, dass eine Abordnung mit der Fahne den Schützenbruder zur letzten Ruhe begleitet, so sollte man wissen, dass dies in den ersten 3oo Jahren des Bestehens der Bruderschaft meistens Männern galt, die ihr Leben im Dienste der Gemeinschaft geopfert hatten.
Wenn uns aus den Jahren zwischen 1350 und 1700 nur wenig über das Schicksal unseres Ortes überliefert wurde, so deswegen, weil es in den Kriegswirren Ende des 16. Jahrhunderts verlorenging. Die damaligen Heere lebten von dem Lande, durch das sie zogen. Durchziehende Truppen bedeuteten daher Raub des Viehs, der Vorräte, Plünderung und Brandschatzung, unvorstellbare Not. Was die Truppen übrig ließen, nahmen die den Heeren folgenden Marodeure und Freibeuter. Aufgabe der Bruderschaften war es, die Bevölkerung rechtzeitig von dem Heranziehen von Truppen zu benachrichtigen, damit sie mit dem Vieh und der beweglichen Habe in die Wälder flüchten konnten. Daher heißt es oft in der Chronik, wenn ein Überfall auf den Ort erfolgt war: Die Bevölkerung war in die Wälder ausgewichen. Ein anschauliches Bild aus dieser Zeit vermittelt uns der Aufsatz von Franz Meyer aus Dalheim im Heimatkalender der Heinsberger - Lande Jahrgang 1930 - „Kulturgeschichtliche Bilder aus 100 Jahren Krieg 1566-1666“. Aus diesen und anderen Aufzeichnungen können hier nur wenige Daten und Ereignisse aufgeführt werden. Aber auch sie vermittelt uns schon ein Bild davon, welche bewegte Zeiten unser Ort erlebte.
Im Jahre 1566 waren in Arsbeck 8 Spanndienstpflichtige mit 9 Pferden und 44 Handdienstpflichtige. In Rödgen 4 Spanndienstpflichtige und 32 Handdienstpflichtige, womit ein Anhaltspunkt für die damalige Einwohnerzahl gegeben ist. In diesem Jahre begann der spanisch-niederländische Religionskrieg. Im Jahre 1568 zog der Prinz von Oranien mit einem Heer von 20 000 Mann durch das Jülicher Gebiet zur Maas gegen den Herzog Alba. Obschon es sich hier um neutrales Gebiet handelte, wurden die durchzogenen Ortschaften völlig ausgeplündert, Kisten und Kasten zerschlagen. Das Leid war so groß, dass viele Einwohner unter Hinterlassung von Hab und Gut flohen. Die Jahre 1568, 1570, 1574, 1576 und 1577 und
1680 waren schlimme Pestjahre. Pest und rote Ruhr waren häufig die Nachfolger durchziehender Truppen.
1576: Mit „an der Buchen“ tritt der Name des späteren Ortsteiles Büch erstmals auf.
1581: Das Kloster der Cysterzienserinnen in Dalheim wurde gebrandschatzt.
1582: ln diesem Jahre durchzogen mehrmals Truppen von Roermond, plündernd, raubend und mordend durch Rödgen und Arsbeck.
1584: Truppen plünderten das Kloster in Dalheim und den Ortschaften Rödgen und Arsbeck.
1586: Am 21. Mai wurde Rödgen von spanischen Truppen in Brand gesteckt. Die Einwohner waren verzogen oder hatten sich verlaufen.
1590: In den Jahren von 1586 - 1590 wurde in Wildenrath und Arsbeck kein Bier gebraut. Das Braugerät war von den Soldaten teils zerschlagen, teils mitgenommen worden. Arsbeck musste in diesem Jahr schwere Kriegskontribution bezahlen.
1590: Am 23. Juni sind Soldaten mit Trommetten und Trommelschlag feindliche in Arsbeck eingefallen. Pferde und Kühe und alles Fahrzeug wurde geraubt.
1591: Am 1.10. wurde in Arsbeck von Soldaten alles Vieh weggeholt.
1629: und 1630 lagen das ganze Jahr hindurch in Arsbeck und Rödgen Truppen in Quartier. In Arsbeck wohnten damals 67 steuerpflichtige Grundbesitzer.
1632: durchzogen Truppen des Grafen von Pappenheim den Ort.
1636: Nachdem schon in den Jahren 1605, 1607, 1615, 1632 und 1634 Pest und rote Ruhr viele Opfer gefordert hatten, starben im Jahre 1636 in Arsbeck und Rödgen innerhalb von 6 Wochen 175 Personen an der Pest. Nach der Chronik war dies fast die Hälfte der Einwohner. Auch der Pfarrer Peter Heinrich Quack war unter den Opfern.
1666: war ein besonders großes Notjahr. Hagelschlag hatte die ganze Ernte vernichtet.
1667: wurden in Arsbeck-Rödgen 17o Stück Rindvieh gezählt. Der Meinwegwald war gemeinschaftliche Viehweide. Die Jahre 1688-1697 gingen die Geschichte als 1. bis 3. französischen Raubkrieg ein. Damit ist auch gekennzeichnet, was sie für die hiesige Gegend bedeutet haben.
1680: Die Kirche in Arsbeck wurde völlig ausgeraubt und alle Akten vernichtet. Die Cysterzienserinnen in Dalheim mussten die Klosterinsassen zeitweise zu ihren Eltern zurückschicken, weil sie nichts zu essen hatte.
1696: wird über Arsbeck-Rödgen geschrieben. Es gibt dort 55 abgebrochene und verkommene Häuser, 18 Scheunen oder Ställe. Die übrigen 25 Häuser sind meist dach- und fachlos. 9 Familien leben von Almosen. Wo noch ein Baum steht wird er abgehauen und für die Steuer verkauft.
Im Rahmen dieser Ausführungen können nur wenige Daten aus der Ortsgeschichte erwähnt werden. Auch können diese nur mit einigen Stichworten das jeweilige Geschehen andeuten. Immerhin werden sie den Leser davon überzeugen, dass es tatsächlich unwirtliche Zeiten waren, die unsere Heimat in den ständigen Kriegswirren erlebte. Und der Satz über die St. Adelgundisbruderschaft: „1664, so wird von ihr geschrieben, wäre sie bei unwirtlichen Zeiten vergangen, dass nit ein Einziger davon übrig“ klingt uns jetzt wie ein hohes Lied auf ihren Geist und ihre Opferbereitschaft in den ersten 3oo1ahren ihres Bestehens. Platten des Königssilbers aus dieser Zeit sind uns keine erhalten. Es wurde überliefert, dass sie eingeschmolzen und zu dem Cruzifix verarbeitet wurden, das noch heute bei festlichen Anlässen in der Pfarrkirche in Arsbeck als Altarkreuz dient.
Auch das 18. Jahrhundert brachte unserem Ort neben Jahrzehnten friedlichen Aufbaues noch manche kriegerische Ereignisse und Drangsale. Um das Jahr 17oo war der französische Einfluss vorherrschend geworden.
1797 nahm in Arsbeck in einem etwas abgelegenen Hause eine Scherenschleiferfamilie Wohnung. Angehörigen dieser Familie wurden 1798 zahlreiche Raubüberfälle nachgewiesen. Sie wurden 1798 in Köln zu hohen Galeerenstrafen verurteilt. Sowohl der österreichische Erbfolgekrieg von 1740 - 1758 als auch der 7 jährige Krieg von 1756 - 1763 ließen hier ihre Spuren zurück. Von 1794 bis 1814 geriet der Ort vollends unter französische Herrschaft. 1775 wurde unter der letzten Äbtissin des Dalheimer Konvents, Maria Anna von Oyen, noch die Dalheimer Mühle neu aufgebaut. Nach fast 6oojährigem Bestehen wurde das Kloster mit Auflösungsdekret vom 13.8.1802 aufgehoben. Die Äbtissin und 7 Konventualinnen mussten das Kloster verlassen. Die Ländereien wurden verkauft. Der damalige Pfarrer von Arsbeck, Rademacher, lehnt es ab, dass die Pfarrkirche in Arsbeck sich an dem klösterlichen Gut bereicherte. Infolgedessen kamen die Partikel des hl. Kreuzes und der Geisselsäule nach Orsbeck an der Rur, die Statue des hl. Bernardus und viele andere Gegenstände aus dem Kloster nach Roermond.
Als im Jahre 18o6 die baufällige Kirche in Arsbeck erneuert werden musste, wurde wohl das Baumaterial teilweise den Ruinen des Klosters entnommen. 18o7 wurde das Waldgeding des Meinwegwaldes aufgelöst. Schon in dem vorhergehenden Jahrhundert waren die Bewohner in ihren Rechten von den adeligen Herren immer mehr beschränkt worden. Holz durfte nur noch an einem Tag im Jahre geschlagen werden. Im übrigen wurden Ortseinwohner oft tagelang als Treiber von den Jagdherren in Anspruch genommen. 1820 wurde im Meinwegwald der letzte Wolf erlegt. Hirsche waren dort schon vor 1800 nicht mehr. Das Gebiet des Meinwegwaldes wurde auf die beteiligten Gemeinden mit je 186 ha 43 ar aufgeteilt. 1829 gaben die Gemeinden den Wald gegen 3 - 4 Taler Entgelt auf 99 Jahre in Erbpacht. Nur sehr wenige Ortseinwohner waren in der Lage, Teile davon zu erwerben. Der größte Teil gelangte in auswärtigen Besitz. Es erwarben:
der damalige Reg. Präsident von Aachen v. Reimann 942 Nlorgen
Reg. Rat Ritz, Aachen 1861 Morgen
Die Familie Pakenius, Wassenberg 56o Morgen
Baron v. Scherpenseel 753 Morgen (dieser Besitz ging 1858 an den Grafen von Schaesberg über)
Graf von Mirbach 195 Morgen
Das Gelände wurde von den neuen Besitzern mit Kiefern und Fichten aufgeforstet. Der Verlust des Meinwegwaldes war für die Einwohner von Arsbeck ein schwerer wirtschaftlicher Rückschlag. Bis dahin war der Meinwegwald gemeinschaftliche Viehweide. Nach dem Fortfall der Viehweide waren viele Einwohner nicht mehr in der Lage, eine Kuh zu halten, weil sie zu wenig Land besaßen. Auch als Bienenweide hatte der Meinwegwald große Bedeutung gehabt. Damals gab es noch in jedem Haus von Arsbeck einen Bienenstand. Aus den Kirchenbüchern geht hervor, dass noch gegen Ende des 18. Jahrhunderts jährlich mehr als 1000 Bienenvölker von auswärtigen Imkern in den Meinwegwald gebracht wurden, wofür an die Pfarrkirche ein Entgelt zu leisten war. Nach Auflösung des Gemeinschaftswaldes trat daher in den folgenden Jahrzehnten eine große Verarmung der Bewohner ein.
Über das Schulwesen der damaligen Zeit gibt uns ein Bericht aus dem Jahre 1822 Aufschluss. Es heißt darin, dass der Küsterorganist bislang ein hinlänglich fähiger Lehrer der Kinder gewesen sei. Allgemeine Schulpflicht bestand damals noch nicht. Diese wurde im Rheinland im Jahre 1825 eingeführt. Im Jahre 1835 wird berichtet, dass der Schulbesuch in Arsbeck ziemlich regelmäßig gewesen sei.
1840 wurden die ersten Streichhölzer bekannt. Bis dahin wurde mit Stahl, Stein und Schwamm Feuer entfacht. Der Nachtwächter ging auf seinem letzten Rundgang morgens mit dem „Vüürpott“ durch die Straßen. Den Frauen wurde dadurch das Anzünden des Feuers erleichtert. 1850 schreibt Kaltenbach in seinem Werk über den Reg. Bez. Aachen auf Seite 297: „Arsbeck ist ein armes, ringsrum von Heide umgebenes, meist aus Lehmhütten bestehendes Kirchdorf. Vor der Ernte wachen die Einwohner, um groß und kleinem Getier zu wehren zu vernichten, was da wächst. In Arsbeck ist starke Bienenzucht, in dem dortigen Sandboden baut man Roggen, Buchweizen, Ackersporn und Leindotter mit günstigem Erfolg. Die Heiden liefern Streu und Reiser für Heidebesen“.
Fast alles, was die damaligen Bewohner am Leibe trugen, war selbst gestrickt, gesponnen und gewebt. Im Jahre 186o waren in Arsbeck-Dalheim-Rödgen 113 Webstühle. Viele Einwohner verdienten ihren Lebensunterhalt durch Besenbinden. 186o kam hier auch der erste Kunstdünger in Gebrauch, der sog, Peru-Guano.
Nach den Kriegsjahren 1864, 1866 und 1871 nahm das wirtschaftliche Leben in Deutschland einen günstigen Aufschwung. Auch Arsbeck gewann durch die im Jahre 1879 erbaute Eisenbahnlinie von Mönchengladbach nach Roermond Anschluss an die Welt. Erst im Jahre 1893 wurde in Arsbeck ein Haltepunkt eingerichtet. Seit 1881 bestand im Bahnhof Dalheim schon eine Postanstalt. 1889 feierten die Einwohner von Büch erstmals ihre Laurentiuskirmes.
Durch die fortschreitende Mechanisierung war die Hausweberei schon Ende der 8oer Jahre zum Erliegen gekommen. Bei der Eisenbahn fanden viele Ortseinwohner Arbeit. Durch die Eisenbahn war nun auch Gelegenheit, in dem Industriebezirk Rheydt und Mönchengladbach Arbeit aufzunehmen. 1912 wurde die Ortschaft mit Elektrizität versorgt. 1914 wurde ein gemeindeeigenes Wasserwerk errichtet. Im ersten Weltkrieg ?elen aus der Gemeinde, einschl. Dalheim - Rödgen 46 Männer und Jünglinge. Dem zweiten Weltkrieg ?elen aus der Gemeinde 151 Menschen zum Opfer. Von September 1944 bis zum Ende der Kampfhandlungen musste Arsbeck von den Bewohnern geräumt werden. Viele von ihnen fanden in Borghorst und Billerbeck in Westfalen Aufnahme. Die zurückkehrenden Bewohner fanden 14 Häuser und 7 Brücken zerstört vor. Inzwischen wurde Arsbeck selbst vielen Heimatvertriebenen Zufluchtsort.
Der herrliche Wald um Arsbeck und Dalheim-Rödgen wurde in den Nachkriegsjahren teils abgeholzt, teils als militärisches Gelände in Anspruch genommen. Unsere Heimat hat dadurch viel von ihrer eigenartigen Schönheit verloren. Trotzdem haben wir allen Grund, in den Tagen der Jubelfeier dem Herrgott zu danken, dass sie uns erhalten blieb und wir nicht in der Fremde Zuflucht suchen müssen.
Quelle: Archiv des Kreises Heinsberg (Festschrift zur 650 Jahr Feier)